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Big Brother is watching you

Um das Positive gleich vorweg zu nehmen: Wir sind nicht allein, niemand von uns. Big Brother interessiert sich für jeden von uns. In dieser Hinsicht ist er gerecht. Doch damit hört es dann auch schon auf.

Big Brother ist wirklich sehr aufmerksam. Er beobachtet sämtliche meiner Clicks, liest meine Mails, vertieft sich in meine Blogs (was mir das gute Gefühl gibt, dass ich immerhin einen Leser habe), verfolgt meine Posts, kontrolliert meine Freunde. Big Brother entgeht nichts. Wie ich mich dabei fühle? Ich rede mir ein, dass mir das nichts ausmacht, dass heute sowieso jeder, der sich im Web tummelt, alles öffentlich macht und keine Geheimnisse haben kann. Und doch hat das Ganze einen unangenehmen Nachgeschmack.

Die Situation ist eigentlich nicht anders als während meiner Schulzeit im Internat. Jedes Mal, wenn ich über den Schulhof lief, konnte das jeder sehen. Big Brother hatte damals einen Namen und Luzio, so hiess her, wusste genau, wann ich die Aufgabenzeit wieder einmal abkürzte und mich zu einer der raren Telefonkabinen (die gab es damals noch) stahl oder in der Musikbude Klavier spielte statt Chemie zu büffeln.

Big Brother ist mir also vertraut und weckt schon fast nostalgische Gefühle. Doch eigentlich hasse ich ihn. Und eigentlich gehört er nicht ins Web, das ursprünglich anarchisch und frei konzipiert wurde. Meinungsfreiheit ist eines der höchsten Güter der Menschheit – sie wird im Internet in unserer hochzivilisierte Welt, in Länden, die stolz sind, dass ihre Bürgerinnen und Bürger frei sind, jeden Tag mit Füssen getreten. Damit sind wir zweihundert Jahre zurückgefallen. Und kaum jemand regt sich wirklich darüber auf. „Sir, gebt uns Gedankenfreiheit„, hiess es schon bei Schiller. Genau das muss unsere Forderung auch heute sein. Die Freiheit des Denkens, insbesondere auch in weltanschaulichen und politischen Fragen, darf uns niemand nehmen. „Stand up and fight back“ – das sollten wir nun tun. Und wenn es das Ende des Internets wäre, wie wir es heute kennen. Vielleicht braucht es ein ganz anders Netz – keine Ahnung. Es gibt genug kluge Köpfe, die darüber nachdenken könnten. Wacht auf und setzt euch dafür ein, dass unsere Gedanken wieder frei werden!

PS: Mehr zum Thema: 5 Nobelpreisträger, 560 Schriftsteller gegen die Massenüberwachung. Zitat: „Ein Mensch unter Beobachtung ist niemals frei; und eine Gesellschaft unter ständiger Beobachtung ist keine Demokratie mehr. Deshalb müssen unsere demokratischen Grundrechte in der virtuellen Welt ebenso durchgesetzt werden wie in der realen“. Hier geht’s zum Aufruf: http://bit.ly/1hIVIax

“I disapprove of what you say, but I will defend to the death your right to say it.” (Evelyn Beatrice Hall)

 

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